Der Schlafengel und der blassweiße Clown

# A small piece of fiction #

Fürchten? Er hatte sich gar nicht dagegen gewehrt, denn er wollte ja hin.

Und dann der Übergang: als dieser kleine, zauberhafte Engel ihn in einen Zustand des tiefen Schlafes versetzte, und er endlich wieder in die andere Welt übertreten konnte. In der vieles anders war, und es noch so viel zu entdecken gab. Schon das Hinübergleiten in die andere Welt war von surrealer Qualität; denn er musste alle Kräfte und die Kontrolle über sich selbst, seinen Körper, seinen Geist abgeben, um eintreten zu können.

Es war weniger ein Tritt über eine Schwelle, sondern ein ganz sanftes Werden; erst nachdem er sich selbst losgelassen hatte konnte er anfangen, hinüberzuschweben. Alle Waffen und Verteidigung abgeben, ganz verletzlich werden, sich selbst dem Unbewussten überantworten, um eintreten zu dürfen und im nächsten Moment zu spüren wie seine Sinne neu hochfuhren; ganz anders fühlend, denkend – und doch immer noch er selbst. Das Erlangen einer anderen Wahrnehmung markierte so den Übergang in eine Welt, in der vieles nicht ganz echt, und doch anders wahrhaftig wirkte.

Die Erscheinung

Und bald erschien ihm diese Gestalt. Ein Clown. Clowns mochte er eigentlich nicht. Aber dieser war von einer merkwürdigen Vertrautheit, hatte etwas so wunderbar Nahbares, Trauriges, Berührendes – schien sein Herz ganz offen vor sich zu tragen, zugleich versteckt hinter diesem bemalten Gesicht.

Ganz weiß, von stoischer Ruhe.
Mit einem Blick, der durch die Welten zu scheinen schien. Der blickte, als hätte er bereits alles Wissen und alle Trauer seines Lebens erfahren, und als wäre dies ein langes Leben gewesen. War es Schminke? Es war der erste Clown bei dem er überzeugt war, oder glauben konnte, dass dies kein Kostüm war, keine Schminke; sondern dass er ein wahrhaftiger Charakter war. Wessen Quell er entsprang, wo diese Gestalt herkam; ob sie ein Produkt seiner Fantasie war, ob sie eigentlich ein Spiegelbild seiner selbst war, oder ein Einwohner der Welt, in die der Schlafengel ihn gelassen hatte?
Plötzlich waren diese Fragen nicht mehr so wichtig, denn in diesem Moment fing der Clown an zu singen.

Alles Fragen, alles Kopf wurde still. Es hallte von unendlicher Tiefe, Schönheit und Traurigkeit. Er lauschte.

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